In memoriam

Heute, am 25.12.2008, dem ersten Weihnachtstag, hatte ich ein Erlebnis, das mich dazu gebracht hat endlich etwas in Angriff zu nehmen das ich schon seit längerer Zeit als Gedanke, als Plan in meinem Kopf mit mir herumtrage. Es hat wohl genau diesen Schubbs gebraucht, den ich heute bekommen habe, um die Entscheidung, die ich getroffen habe, fällen zu müssen.
Nachdem ich den Heiligen Abend mit mir in der Zwischenzeit sehr ans Herz gewachsenen Menschen verbracht hatte habe ich noch kurz meinen Laptop eingeschaltet um einem Freund zu schreiben, dem ich mich irgendwie verbunden fühle, obwohl ich noch nie seine Stimme gehört, noch nie eine live-Unterhaltung mit ihm geführt habe geschweige denn mehr von ihm als ein paar Bilder gesehen habe.

Vielleicht liegt es an der heutigen Zeit, die sehr stark auf das Internet fixiert ist, es ist ja nichts ungewöhnliches mehr wenn man Menschen als Freunde bezeichnet die man noch nie gesehen hat. Und das Erstaunlichste an der ganzen Sache ist dass mir manche Freunde im Internet wichtiger sind als meine Freunde die ich live sehe, dass ich mehr von einigen meiner Internet-Freunde weiß als mir von den realen bekannt ist.

Es ist die neue Möglichkeit Dinge zu teilen, sich anderen gegenüber zu öffnen, die man gar nicht kennt, oder besser gesagt die man sehr gut kennt, nur eben nicht in persona sondern in pixeln und bytes. Und wie gesagt, mir sind viele meiner Internet-Freunde wichtiger als manche realen, und ich teile hier Dinge, die ich "draußen" wohl erst nach Jahren der Freundschaft teilen würde, wenn überhaupt.

Ich bin im Januar dieses Jahes, das sich nun auch schon wieder seinem Ende zuneigt aus einem Koma erwacht, in welches ich am 20. Februar 1996 gefallen war. Genauer gesagt, ich war gefangen in einer Welt, in der ich nicht tot, aber auch nicht lebendig war, in der mein Körper zwar funktionierte, mein Geist aber gefangen war in einer Welt, die ich nicht kenne, nicht beschreiben kann und in die ich um keinen Preis zurück möchte, obwohl sie doch zumindest zeitweise einfacher zu ertragen war als es das wache Leben ist. Ich war gefangen in mir selbst, lebte in einer Scheinwelt, projeziert in mein Gehirn, in meine Gedanken und Gefühle durch Medikamente die ich über Jahre hinweg als täglichen Begleiter, als lebensnotwendig erachteten Manipulateur meiner Selbst anerkennen musste.

Das, was ich in diesen fast 13 Jahren geführt habe, war nicht das was man in herkömmlichem Sinne als Leben bezeichnet, es war ein Funtionieren, teilweise nicht einmal dies, aber ich war biologisch und auch ethisch gesehen nicht tot, aber ich lebte auch nicht, nicht in gesundem Sinne. Ich war körperlich präsent, mein Geist aber in einer Welt, deren Ursprung ich nicht kenne, wohl aber deren Schöpfer.

Im Januar diesen Jahres habe ich das erste Auge geöffnet, und heute, am 25. Dezember, an dem die Christen die Geburt des Erlösers feiern, habe mein zweites Auge zu einem Drittel geöffnet, zu eienm Drittel nur, aber immerhin.
Über 13 jahre hinweg waren mir Gefühle verborgen, Gedanken fast unmöglich, es war Leere um mich, Dunkelheit in Licht, Dunkelheit in der Seele, die weit, weit von ihrem eigentlichen Platz entfernt war, verbannt um meinem Körper die Möglichkeit zu geben zu überleben.

Seit einem Jahr nehme ich wieder an einem Leben teil, das nicht unbedingt schön ist, aber nicht so kalt und leblos wie das physische Funktionieren die 13 Jahre zuvor.
Seit einem Jahr lerne ich langsam wieder fühlen, denken, zulassen und loslassen, mögen und ablehnen, traurig sein und bedingt auch Freude empfinden. Das ist das zweitschwierigste für mich, das Freude empfinden. Ich kann es oft nicht zulassen, denn das gab es in der Welt, in der ich gefangen war, nicht. Aber auch keine Trauer, keine Traurigkeit, es gab gar keine Gefühle. Es war alles gleich, ohne Bedeutung, ohne Wert. was ist Freude, wenn man sie nicht empfinden kann, was Trauer, wenn man sie nicht fühlt? Begriffe, über die sich Gott und die Welt streiten und aufregen, ich hatte keinen Zugang dazu. Ich mus, ich will wieder lernen zu fühlen, will wissen wie Glück sich anfühlt, vielleicht sogar wie Liebe. Das ist das Schwierigste, wenn man aus einer Welt kommt, in der Liebe keine Bedeutung hat. Es ist schwer, etwas zu erkennen, zuzulassen das man nicht kennt. Was ist Sehnsucht, wird sie wieder eine Bedeutung für mich bekommen?

Heute habe ich begonnen das zweite Auge aufzumachen, und geholfen hat mir dabei ein Freund aus dem Internet, den ich eigentlich zu Weihnachten grüßen wollte, dann aber auf seinen Tagebuchauszug stieß, den er für Freunde ins net gestellt hat.
Ich habe wieder gefühlt, mehr als im vergangenen Jahr, ich habe miterlebt wie sich sein Leben, seine Liebe entwickelt hat, und ich habe geweint, zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren. Ich empfand Wut, als er geschlagen wurde, als er gedemütigt wurde, als er alleine und verzweifelt war, als er das erleben musste was ich selbst so gut kannte, als er keinen Ausweg sah und daran dachte alles aufzugeben. Ich war traurig als ich las wie schlecht es ihm vor einiger Zeit ging, die Tränen kamen mir aber in dem Moment als er einen Wendepunkt in seinem Leben erreicht hatte, als er endlich Glück empfand, empfinden durfte, als Er wieder leben durfte. Ich habe geweint, weil er glücklich sein durfte. Ich habe sein Glück mitgefühlt, also kann ich noch Glück empfinden, bin dieses Gefühls mächtig, das über Jahre hinweg nicht da war, ich es aber auch nicht vermisst habe, da ich gar nichts empfand.

Da ging mein zweites Auge auf, ich bin an eienm weiteren Wendepunkt in meinem Leben, ich kann wieder fühlen. Es wird nicht einfach sein, denn Gefühle sind so eine Sache, mit der ich in meinem früheren Leben ernsthafte Probleme hatte, sie waren auch der eigentliche Auslöser des ganzen Dramas.
Mein Freund, der mir ohne es zu wissen heute Nacht dieses Geschenk des Empfindens von Glück machte, der hat sein Leben mit knapp 18 in andere Bahnen gelenkt, ich bin um einiges älter, aber es ist nicht zu spät für mich, ich muss nur aktiv sein, besser gesagt aktiv werden, und vieleicht habe auch ich das Glück jemanden zu finden,der mir Liebe zeigt, so wie es meinem Freund erging.

Ich erinnere mich in meinem ersten Leben einmal Liebe empfunden zu haben, einmal richtige, tiefe Liebe, mehrmals ein verliebt sein, aber nur einmal Liebe. Sie war der Grund, warum alle Gefühle in mir starben, sterben mussten, damit der Körper überleben kann. Aber es war kein Leben, es war Koma.

Ich danke Dir, mein Freund, und ich lasse es Dich als Ersten wissen, wenn ich wieder lieben kann.

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